Der geborene Prachatitzer Johann Nepomuk Neumann – amerikanischer Missionar, Bischof und Vorkämpfer des amerikanischen Schulwesens – ist für uns ein Beispiel eines mutigen Menschen, der sich nicht damit zufriedengibt, dass “etwas einfach nicht geht”, sondern der neue Wege zur Erfüllung seiner Ideale sucht. Wenn er die Priester-weihe nicht in Böhmen erlangen kann, geht er in die Neue Welt- nach Amerika. Er überwindet so den Ozean, als ob er uns damit sagen wollte – auch du musst manchmal mit Glauben das Meer deiner Probleme überschreiten, damit du ein neues Leben erreichst.
Er wurde am 28.3.1811 in Prachatitz geboren. Sein
Vater kam aus Bayern, aus Obernburg. Nach der Mittelschule trat der junge Johannes ins
Priesterseminar in Budweis ein, wo er die niederen Weihen erhielt. Im letzten
Theologie-Jahr studierte er in Prag. Es traf ihn sehr, als man seine Priesterweihe wegen
einer Ûberzahl an Priestern in der Budweiser Diözese auf unbestimmte Zeit verschob. Das
schwäch- Im Februar 1836 reiste er über Deutschland nach Amerika. Er ging als armer Kirchenmann. |
Ohne Geld und ohne genaues Ziel. Er wollte aber
alles tun, was in seinen Kräften stand, um im neuen Land Gott und den Seelen zu dienen. Johann musste allerdings nicht lange nach einem Bischof suchen, der ihn annimmt. Gleich nach seiner Ankunft in New York am 2.7.1836 empfing ihn der dortige Bischof Jean Dubois und nach kürzester Zeit verlieh er ihm die Priesterweihe. Schon drei Tage danach schickte ihn der Bischof an seine entfernte Wirkungsstätte im Gebiet der Niagarafälle. |
Der junge Priester und Missionar wirkte vier Jahrein
dem Gebiet zwischen den Städten- Buffalo und Rochester. Damals existierten noch weder breite
Asphaltstraßen noch die Eisenbahn. Und so musste er Hunderte von Kilometern zu Pferd, im
Boot oder zu Fuß durch unzugängliche Wälder, Sümpfe und Flüsse zurücklegen, Während dieser Arbeit hatte er die Möglichkeit, einige aufopferungsvolle und tiefgeistig veranlagte Missionare aus der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen zu treffen und kennenzulernen. Weil auch er selbst sich nach einem tieferen geistigen Leben und auch nach Gesellschaft sehnte, ersuchte er um Aufnahme. Das Ordensgewand nahm er 1840 an, vier Jahre später wurde er schon Superior des Ordenshauses in Pittsburgh und 1847 Vorstand aller Redemptoristen auf dem Gebiet der USA.Diese verantwortungsvollen Funktionen behinderten ihn nicht bei der Ausübung seiner Missionararbeit und der Organisation des Pfarrlebens in neuen Kirchengemeinden.. Er erreichte geistige Erneuerungen, erbaute Kirchen,gründete Pfarrschulen und mannigfaltige kirchliche Vereine. 1851 übernahm er die Führung der wichtigen Pfarrgemeinde Baltimore. Hier konnte er seine Pastorenfähigkeiten und seinen Eifer im geistlichen Leben voll entfalten. In dieser Zeit starb der Bischof von Philadelphia. Der Erzbischof von Baltimore F.P.Kenrick musste nicht lange nachdenken und schlug für den leeren Bischofsstuhl Johann Neumann vor, der am 28.3.1852 die Bischofsweihen empfing. |
Der neue Bischof verleugnete den missionarischen
Geist in sich nicht. Die meiste Zeit und Energie widmete er dem Besuch von Pfarrgemeinden.
Größere Orte besuchte er jedes Jahr, kleinere alle zwei Jahre. Jeden Besuch verwandelte
er in eine drei- bis viertägige geistige Erneuerung. Bewundernswert viel leistete er auch
auf dem Gebiet der Pfarrorganisation. In acht Jahren bischöflichen Wirkens errichtete er
achtzig Kirchen.
Der sorgsame Bischof widmete sich nicht nur den
Gläubigen, sondern gedachte auch ihrer geistlichen Hirten. Er reformierte das
Priesterseminar und errichtete auch ein kleines Seminar, eines der ersten in den
Vereinigten Staaten. Er erstellte auch weise Regeln zu Weihe der Geistlichkeit. |
Bischof Neumann schätzte die Arbeit der
Ordensgeistlichen, besonders der Ordens- Schwestern sehr. |
Vor der Rückkehr in die Vereinigten Staaten wollte
Johann Neumann auch seine Heimat besuchen, wo sein Vater und seine Geschwister noch
lebten. Anfang Dezember reiste er nach Prag ab, wo er ehedem das Theologiestudium beendet
hatte. Er machte auch im Mutterkloster Johann hielt sich eine Woche in Prachatitz auf. Dann begab er sich über Deutschland und England wieder in die USA, wo er Ende März ankam. Bereichert durch so viele Eindrücke und dankbar gegenüber Gott für alles, was er in Rom und in der Heimat erlebt hatte, vertiefte sich Bischof Johann Neumann in die erschöpfende Arbeit, bei der er keine Ruhepause kannte. Diese bekam er erst am 5.Januar 1860, als sein Herz auf einer Straße Philadelphias versagte. Es fehlten ihm zwei Monate zum vollendeten 49. Lebensjahr. Als Erzbischof Kenrick von Baltimore von seinem Tod erfuhr, sagte er: “Ein Bischof wie Neumann konnte nicht anders als auf dem Weg sterben. Sein Leben war ein ununterbrochener Marsch.” Ja, sein Leben war ein ununterbrochener Marsch: zu den Menschen und zu Gott. |